Venture Incubator – der Turbomotor der Schweizer Startups

Vor zehn Jahren gründeten zehn namhafte Unternehmen mit jeweils zehn Mio. Franken Einlage den Venture Incubator, unter der Gesellschaft VI Partners AG um junge Unternehmen finanziell zu unterstützen. Denn allein eine gute Idee zu haben garantiert noch lange keinen Erfolg.

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In den 90er-Jahren hatten die Consultingfirma McKinsey, deren Direktor Knecht zu diesem Zeitpunkt war, und die ETH Zürich einen Businessplan-Wettbewerb für Ideen aus dem Hochschulbereich ausgeschrieben. «Venture» war ein Erfolg. Doch bei einem Vergleich von erfolgreichen Start-up-Unternehmen in der Schweiz und in den USA fiel Knecht auf, dass Schweizer Firmen trotz guter Ideen in der Umsetzungsphase schlechter abschnitten. Bei eingehenden Analysen zeigte sich, dass die Start-ups in der Schweiz fünf Mal langsamer wuchsen, weniger neue Leute einstellten und dass es zu lange dauerte, bis sie ein Produkt auf dem Markt hatten. Die Ursachen waren schnell gefunden: Die Unternehmen hatten für die Startphase ihrer jungen Unternehmen zu wenig Kapital und zu wenig Zugriff auf praktisches Know-how aus der Wirtschaft. Thomas Knecht entwickelte die Idee einer Investmentgesellschaft, die «Geld und Geist» für junge Unternehmen zur Verfügung stellen sollte. Der Name war Programm: «Venture Incubator», in Anlehnung an den Brutkasten, der auch Menschen in einer ersten schwierigen Lebensphase hilft.

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Zusammen mit der ETH Zürich als Gründungsmitglied überzeugte er zehn namhafte Schweizer Firmen, jeweils zehn Mio. Franken für zehn Jahre in einen Fonds einzubringen. Neben ABB, Hilti, Schindler, Sulzer waren dies Nestlé, Novartis, Suva und die Banken CS, Pictet und ZKB. «Doch dies war kein gewöhnlicher Fonds, da sich die zehn Gesellschafter aktiv mit ihrem Fach-Know-how daran beteiligen», betont Thomas Knecht. Der Gründer hatte zunächst mit vielen Hürden zu kämpfen, da es anfänglich hiess, der Fonds sei zu risikoreich. Weil in die Bereiche Technologie, Material Science, Life Science und Informations- und Kommunikationstechnologie investiert wurde, war der Fonds so breit abgestützt, dass sich das Risiko minimierte.

Heute, zehn Jahre später, hat sich die Idee als erfolgreiches Investment herausgestellt: Seit dem Jahr 2000 hat Venture Incubator 117 Mio. Schweizer Franken in ein Portfolio von 35 Jungunternehmen investiert und so rund 750 Arbeitsplätze geschaffen. Durch den Weiterverkauf einiger der unterstützten Unternehmen wurden 59 Mio. Franken erwirtschaftet. Zurzeit werden 24 Unternehmen unterstützt. «Durch den Venture Incubator haben wir den Investitionsplatz Schweiz weitergebracht», sagt Knecht, «doch wir sind noch nicht am Ziel. Erst wenn es im Silicon Valley heisst: Geh doch in die Schweiz, dort gibt es ausreichend Risikokapital, dann haben wir unser Ziel erreicht.»

Als Vertreter einer der am Fonds beteiligten Firmen skizzierte Hubertus von Grünberg, Verwaltungsratspräsident ABB Schweiz, laut p-p-plus die Bedeutung von Innovationen für die Schweizer Wirtschaft. Eine Voraussetzung, um neue Ideen umsetzen zu können, sind gute Mitarbeitende, die Innovationen wagen. «Ein guter Ingenieur brennt für die Idee.» Doch genauso wichtig ist es seiner Ansicht nach, dass die Führung den Entwicklern Vertrauen schenkt und keine Einschränkungen macht. «Innovationen brauchen Freiheit», so sein Credo. Doch eine neue Idee sei an sich noch kein Garant für wirtschaftlichen Erfolg. Es brauche in jedem Unternehmen auch Filter, die dem Management klar sagen, wenn ein Produkt noch nicht marktreif sei. Erst wenn diese beiden Voraussetzungen gegeben seien – Freiheit bei der Ideenfindung und Filter, die eine Idee kritisch hinterfragen – sei ein Erfolg möglich. Die Schweiz biete ein ausgezeichnetes Umfeld für Innovationen und habe auch «exzellente Filter», um Innovationen einzuschätzen. «Ich kenne kein Land, wo der Staat so privat ist. Hier wird von jung auf gelernt, für sich selbst zu sorgen.»

Für Pius Baschera, Verwaltungsratspräsident von Venture Incubator und ETH-Professor für Unternehmensführung, macht der Zusammenschluss von Industrieunternehmen, Banken, einer weltweit renommierten technisch-naturwissenschaftlichen Hochschule und einer international tätigen Beratungsgesellschaft den Fonds zu einem einzigartigen Modell in der Venture-Capital-Szene. Seiner Ansicht nach warten in den Hochschulen «noch viele Ideen darauf, mit Startkapital gefördert zu werden». Doch nicht nur die Förderung durch Venture Incubator selbst habe den Firmen geholfen. Durch diese Partnerschaft seien auch andere Investoren auf die Firmen aufmerksam geworden. Für jede 100 Franken, die Venture Incubator eingesetzt hat, wurden weitere 500 Franken von anderen Venture-Kapitalgebern generiert. Dank diesem Erfolg konnte Pius Baschera verkünden, dass die beteiligten Investoren und Institutionen beschlossen haben, den auf zehn Jahre beschränkten Fonds in ein unbeschränktes Engagement zu überführen. Somit ist sichergestellt, dass auch weiterhin Jungunternehmer mit Risikokapital ausgestattet werden.

ETH-Präsident Ralph Eichler bedankte sich bei den zehn beteiligten Unternehmen für die finanzielle und ideelle Unterstützung. «Ihr zehnjähriges Engagement hat sich ausgezahlt. Untersuchungen zeigen, dass Firmen mit Venture-Kapital erfolgreicher sind als andere.» Auch seien die jungen Firmen ein Katalysator für den Wissens- und Technologietransfer von der Hochschule in die Wirtschaft.