Gastbeitrag von Herbert Reutimann Dr.sc.nat.ETH (Geschäftsführer von Unitectra – Technologietransfer der Universitäten Bern und Zürich)
Diese bekannte Fernsehwerbung stellt eigentlich die falsche Frage. Vielmehr müsste es heissen „Wer hat’s umgesetzt?“. Die Lorbeeren für das Erfinden mögen zwar für das Ego des Erfinders gut sein, ein volkswirtschaftlicher Nutzen entsteht jedoch erst, wenn solche Erfindungen auch erfolgreich in Innovationen umgesetzt werden.
Hört man sich in der Schweiz um, insbesondere in Politik und Verwaltung, dann erhält man schnell den Eindruck, dass bezüglich Umsetzung von Erfindungen in neue Produkte und Dienstleistungen Vieles im Argen liegt. Aber ist diese Kritik berechtigt? Schaut man sich die Ergebnisse der vielen Studien an, die weltweit zu diesem Thema gemacht werden, dann liegt die Schweiz überall in der Spitzengruppe, gerade auch was die Lizenzierung von Forschungsresultaten der Hochschulen betrifft. So belegt die Schweiz beispielsweise den ersten Platz sowohl im neusten European Scoreboard Innovation Index (2008) als auch im Global Competitiveness Index (World Economic Forum 2009-2010). Ganz so schlimm kann es also nicht sein, wie viele glauben machen wollen.
Auch wenn es zweifelsohne Verbesserungspotenzial gibt, so hat sich der Technologietransfer zwischen Wirtschaft und Hochschulen in der Schweiz in den letzten 20 Jahren enorm entwickelt und ist heute auch im internationalen Vergleich top. Dies sowohl was die Intensität der Kooperationsprojekte angeht, als auch bezüglich Kommerzialisierung von Erfindungen. Wobei auch gesagt sein muss, dass diese kommerzielle Umsetzung bei einem kleinen Land wie die Schweiz nicht immer im Inland erfolgen kann, da wir mit der beschränkten Masse schlicht nicht in allen Sektoren aktiv oder gar bei den Besten sein können.
Heute werden die Forschenden im Umgang mit der Privatwirtschaft und der Kommerzialisierung ihrer Forschungsergebnisse an vielen Hochschulen von Transferstellen unterstützt, welche die Forschenden unterstützen und die Prozesse professionalisieren. Die in den Transferstellen arbeitenden Personen bringen neben einem wissen¬schaftlichen Rucksack fast immer auch Erfahrung aus der Privatwirtschaft mit und können so die Brücke zwischen Akademie und Wirtschaft bauen. Viele der Prozesse sind heute etabliert und optimiert, was unter anderem auch schnelle Reaktionszeiten ermöglicht. Vorreiter waren hier in den 90-er Jahren einzelne Universitäten und auch die beiden ETH’s. Diese erfahrenen Fachstellen stellen ihre Kompetenzen auch anderen Institutionen, insbesondere auch den Fachhochschulen zur Verfügung. Eine wichtige Rolle spielt zudem die 2003 gegründete swiTT, Swiss Technology Transfer Association, die heute über 100 Mitglieder aus der ganzen Schweiz zählt. Sie leistet wichtige Arbeit in Bereichen wie Aus- und Weiterbildung, Erfahrungsaustausch, Dienstleistungen und unterhält auch vielfältige Kontakte zu Stakeholdern im In- und Ausland.
Gastautor Steckbrief:
Herbert Reutimann Dr.sc.nat.ETH
Geschäftsführer seit Gründung der Unitectra – Technologietransfer der Universitäten Bern und Zürich im Mai 1999, Mitgründer und Leiter der Vorgängerorganisation Biotectra.
Sein Studium der Naturwissenschaften und das Doktorat auf dem Gebiet der Proteinchemie absolvierte er an der ETH Zürich. Darauf folgte ein Postdoc-Aufenthalt am Karolinska Institut in Stockholm, Schweden. Während rund zehn Jahren übte er anschliessend verschiedene Management Positionen in Biotechnologie- und Pharmaunternehmen (Pharmacia, Sandoz, Roche) aus, wobei die Aufgabenbereiche Verkauf, Marketing und Ausbildung umfassten.
Neben der Leitung von Unitectra befasst sich Herbert Reutimann vor allem mit Fällen im Life Sciences Bereich und mit Spin-off Projekten.
Vorstandsmitglied der Swiss Technology Transfer Association (swiTT), Ehrenmitglied der Swiss Biotech Association (SBA), Mitglied verschiedener Fachorganisationen (AUTM, ASTP, LES, Swiss-PLG)