Solarenergie und Baukultur

Die vom Bundesamt für Kultur (BAK) heute publizierte Broschüre «Solarkultur» zeigt mögliche Wege auf, wie Gemeinden die Nutzung der Solarenergie mit hoher Baukultur verbinden können. Die Broschüre veranschaulicht, dass Planungen über grössere Gebietseinheiten gute Lösungen vereinfachen.

Das Bundesamt für Kultur (BAK) beauftragte 2016 ein interdisziplinäres Team unter der Leitung der Fachhochschule Genf (hepia), mögliche Wege aufzuzeigen, wie die Produktion von Solarenergie mit städtebaulich überzeugenden Lösungen einhergehen kann. In Zusammenarbeit mit den Ämtern für Energie, Denkmalpflege und Städtebau des Kantons Genf sowie der Stadt Carouge (GE) wurde eine Methode entwickelt, die es erlaubt, ein Maximum an Solarenergie zu produzieren und gleichzeitig eine hohe Baukultur zu ermöglichen. Die Erkenntnisse dieses Projekts bilden die Grundlage für die jetzt veröffentlichte Broschüre, die sich namentlich an die Schweizer Gemeinden richtet.

Bild: unsplash.com

Mit einer kommunalen Solarstrategie werden für die verschiedenen Gemeindegebiete unterschiedliche Prioritäten festgelegt. Solarenergie soll in erster Linie dort produziert werden, wo das Potenzial am grössten und am einfachsten zu nutzen ist. So kann ein bedeutender Teil des Bedarfs an Warmwasser und Strom durch Solarenergie gedeckt werden. Die höchste Priorität kommt meist Arealen mit starker Neubautätigkeit, Industrie- sowie Gewerbegebieten zu. Solaranlagen können hier grossflächig auf Flachdächern installiert, aber auch in Fassaden integriert werden. Die Mehrproduktion in diesen Gebieten kompensiert eine allfällige Minderproduktion in anderen, städtebaulich sensibleren Gebieten.

Die Publikation zeigt zudem auf, wie Gemeinden ihre Vorbildfunktion durch spezifische Massnahmen wahrnehmen können. Dazu gehören etwa die Förderung partizipativer Geschäftsmodelle wie Solargenossenschaften, der Schweizer Innovationen in diesem Bereich oder auch Kooperationen mit Privaten und den lokalen Energiewerken.

Neues innovatives System zur Fassadenbegrünung

Eine Gruppe von Fachleuten aus unterschiedlichen Bereichen beschäftigte sich im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojekts mit dem Thema «Grüne Hüllen». In diesem Zusammenhang wurde ein innovatives Baukastensystem zur Fassadenbegrünung entwickelt, dessen Einzelmodule aus einem festen, aber porösen Material bestehen.

Das innovative System wurde auf der Genfer Messe 2010 ausgestellt und bekamm eine Gold Medaille.
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An der Hepia (Haute école du paysage, d’ingénierie et d’architecture, Genf) hat sich unter der Leitung eines Landschaftsarchitekten eine interdisziplinäre Gruppe konstituiert, zu der Landwirte, Fachleute für Bauphysik, Architekten, Innenarchitekten und ein Keramiker gehören. Die Forderung war relativ einfach formuliert: Mit einem neuen Bausystem sollten Lebensbedingungen geschaffen werden, unter denen Pflanzen auf vertikalen, mit Substraten versorgten Flächen gedeihen. Die Bepflanzungen sollten den Einflüssen durch die Sonneneinstrahlung genügen, nicht viel Wasser und natürlich auch nur eine möglichst geringe Pflege benötigen. Zudem wäre es ideal, wenn diese Konstruktion einen positiven Einfluss auf den Wärmehaushalt des Gebäudes hätte. Laut Aufgabenstellung wäre das System besonders perfekt, wenn man zusätzlich bestimmte Pflanzen – zum Beispiel Gewürzkräuter – ernten könnte.

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Die grüne Hülle besteht aus porösen Modulen, auf die ein mineralisches Substrat und auch Saatgut eingebracht werden. Dank der porösen Struktur können die Samen keimen, und in den Hohlräumen, in denen Wasser und Luft zirkulieren, können die Pflanzen wurzeln. Die Wurzeln suchen das Wasser und die Nährstoffe im mineralischen Substrat.
Die poröse Struktur dient ausserdem zum Schutz der Fassade. In verschiedenen Experimenten wurde versucht, die Porosität des Werkstoffs derart zu gestalten, dass sich einerseits Pflanzen ansiedeln können, aber andererseits soweit begrenzt, dass sich keine spontane Gehölzvegetation ansiedeln kann.

Die bisher hergestellten Prototypen stellen hinsichtlich einer Reduzierung der Luftverschmutzung und des Lärms ein grosses Potenzial dar und wirken sich insgesamt positiv auf das urbane Klima aus.
Es ist auch denkbar, das Brauchwasser eines Gebäudes mittels des Substrats auf seiner begrünten Fassade zu reinigen und so das Stadtklima positiv zu beeinflussen.
Dies gilt nicht nur für den Massstab dieser einen Fassade, sondern kann auf das gesamte Stadtviertel angewendet werden.

Der Kompetenzpool wird seine Forschungsarbeit fortsetzen. Es ist das erklärte Ziel, zusammen mit den entsprechenden Partnern in der Industrie ein Verfahren für die Serienproduktion zu entwickeln.
Die Forschungsgruppe kann zudem auf die Erfahrungen des Büros für Technologietransfer UNITEC der Universität Genf zurückgreifen, das bei der Auswertung der Technologie die Gruppe unterstützt.

Forschungsgruppe Hepia: Forschungsgruppe «Landschaftsprojekt » Laurent Daune; Forschungsgruppe «Urbane Vegetation» Robert Perroulaz; Forschungsgruppe «Böden und Substrate» Pascal Boivin Versuchsanstalt für Energie, Umwelt, Architektur Reto Camponovo HEAD: Innenarchitektur, Florence Vandenbeusch Unabhängige Architekturbüros: JulienWoessner, Lausanne, und Sam Voltolini, Renens