Der Schweizer Ingenieur Robert Victor Neher meldete vor genau 100 Jahren – am 27. Oktober 1910 – das Auswalzen der silbernen Folie mit dem charakteristischen Knistergeräush zum Patent an. Damals war die Folie um einiges dicker als ein menschliches Haar. Trotzdem tat sie schon ihren Dienst als luft- und lichtdichte Verpackung, die frisch hält und isoliert. Nehers erster Kunde war die Berner Firma Tobler, die ihre dreieckigen Schokoladenriegel bis heute in Alufolie wickelt. Ein großer Abnehmer seiner Folien war neben mehreren Schokoladenfabriken die Firma Maggi, die ihre Fertigsuppen und Brühwürfel damit verpackten. Über die Jahre folgten Verpackungen für Butter, Tabletten, Kaffee, Zigaretten, Milch und Saft sowie die klassische Rolle Alufolie, in der das Pausenbrot eingewickelt oder die aufgeschnittene Tomate frisch gehalten werden kann.
Rund drei Viertel der weltweit hergestellten Silberfolie werden nach Angaben des Europäischen Aluminiumfolienverbandes (EAFA) für Verpackungszwecke und im Haushalt genutzt, der Rest zur Isolierung in Autos, Häusern und Kabeln. „Weitere nützliche Ideen waren die Verwendung als Tischdekoration oder als Vogelscheuche – das Blinken sollte die unliebsamen Gäste abhalten“, bemerkt EAFA-Sprecher Guido Aufdemkamp.
Anfang aller Folie ist ein Barren, gegossen aus flüssigem Aluminium. Um die acht Meter lang, 24 Tonnen schwer und 70.000 Euro wert. Sechs Mal wird dieser Ballen in Grevenbroich gewalzt, dazwischen immer wieder erhitzt, bis eine fertige Rolle Aluminiumfolie aus der Maschine kommt. Die Aluminiumfolie, die in seinem Werk im niederrheinischen Grevenbroich ausgewalzt wird, ist am Ende fast neun Mal so dünn. 6,3 Mikrometer – die Zauberzahl der Branche.
Die Alufolie aus Grevenbroich wird bis nach Afrika, Asien und Südamerika exportiert – hauptsächlich per Lastwagen und Flugzeug. „Die ersten Produkte sind hier in den 1920er Jahren noch mit der Bahn rausgegangen“, erzählt Werksleiter Kästner. „Grevenbroich hatte damals zwei Dienstesel, die die Produkte zum Bahnhof brachten.“
Heute 100 Jahre später, raten die Umweltschützer jedoch zu Alternativen: „Lieber Papier oder die klassische Butterbrotdose, denn die Produktion von Aluminiumfolie ist sehr energie- und stromaufwendig“.