Plastik ist nahezu universell verwendbar – er lässt sich beliebig formen, ist in unterschiedlichsten Härtestufen verfügbar und lässt sich günstig produzieren. Doch aus ökologischer Sicht hat Plastik auch gravierende Nachteile: Plastikmüll ist nicht biologisch abbaubar und verschmutzt so auf Jahrhunderte die Meere und Flüsse. Wie Forscher der Universität Basel herausfanden, schwimmen auch im Rhein jede Menge Plastik-Partikel. Diese gelangen nicht nur über achtlos weggeworfene Plastiktüten und -flaschen in das Flusswasser, sondern ebenso über Textilfasern. Denn jede zweite Textilfaser, die verarbeitet wird, besteht aus Kunststoff. Die Materialien heissen Polyester, Acryl, Polyamid oder Goretex und sind allgegenwärtig. Da Kunstfasern schnell trocknen, pflegeleicht und robust sind, stellt man aus ihnen vor allem Sport- und Funktionskleidung her. Sie werden aber ebenso bei der Produktion von T-Shirts, Hosen und Unterwäsche verwendet. Beim Waschen der Plastikfasern lösen sich winzige Fusseln. Und die gelangen dann über das Abwasser in Flüsse und Meere. Was lässt sich dagegen unternehmen?
Naturfasern am Etikett erkennen
Die Funktionsjacke aus Schichten von Polyamid, Goretex und Polyester mag zwar innovativ sein, schadet jedoch der Umwelt. Wer die Umwelt schonen möchte, der sollte also künftig beim Kleidungskauf genauer hinschauen: Ein Blick auf das Etikett verrät, woraus das Kleidungsstück hergestellt ist.
Naturstoffe wie Baumwolle, Leinen und Seide sind im Gegensatz zu Plastik-Fasern biologisch abbaubar. Aus Umweltschutzgründen sind diese natürlichen Materialien daher synthetischen Stoffen vorzuziehen. Doch wie der Naturschutzbund nabu herausstellt, ist das Material „Baumwolle“ allein noch kein Garant für Naturmode: Denn wie diese angebaut wurde, ist für den Nutzer oft nicht ersichtlich. Wenn Baumwolle unter massiven Einsatz von Pestiziden angebaut wird, dann ist das kaum noch besonders umweltschonend. Wer auf Nummer sicher gehen will, informiert sich daher über entsprechende Qualitätszeichen wie GOTS (Global Organic Textile Standard) oder IVN (Internationaler Verband der Naturtextilwirtschaft).
Kleidungsstücke, die auch hohen Umweltstandards gerecht werden, gibt es längt nicht mehr nur in kleinen, spezialisierten Naturmodeshops wie beispielsweise liva natura. Auch das europaweit erfolgreiche Versandhandelsunternehmen Peter Hahn bietet mit Marken wie Green Cotton umweltschonend hergestellte Kleidung an.
Innovative Naturfasern sind im Kommen
Biologisch angebaute Fasern sind Kunststofffasern aus ökologischer Sicht fast immer vorzuziehen. Doch auch zwischen den Naturfasern gibt es Unterschiede, und manche lassen sich ressourcenschonender gewinnen als andere. Der Anbau von Hanf und Flachs verbraucht beispielsweise weniger Wasser als der Anbau von Baumwolle. Und wer keine tierischen Produkte tragen möchte, wird Baumwolle, Hanf oder Leinen gegenüber Seide, Kaschmir und Wolle bevorzugen. Allen Ansprüchen gerecht zu werden, also die möglichst kostengünstige Herstellung plastikfreier, ressourcenschonender Fasern, ist eine knifflige Aufgabe. Doch in den letzten Jahren gab es im Bereich der Textilfaserherstellung zahlreiche Innovationen. Milchseide, Bananenfasern und Stoffe aus dem Holz von Buchen und Eukalyptus gibt es bereits zu kaufen. Zukünftig könnten Mini-Röcke aus Maisfasern, Kleider aus Krabbenschalen oder Shirts aus Soja hinzukommen. Hierzulande laufen sogar bereits Experimente mit hauchdünnen Fasern aus Gelatine.
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