Rund 2,6 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitären Anlagen und Abwassernetzen. Damit auch diese Menschen in den nächsten Jahren von der weltweiten sanitären Evolution profitieren können rief eine Stiftung den Wettbewerb „Reinvent the toilet“ ins Leben.
Gesucht wird eine Lösung, die billig, energieeffizient und umweltfreundlich ist. Die Kosten der Toilette dürfen 5 US-Cent pro Tag und Nutzer nicht überschreiten und sie muss ohne jegliche Stromzufuhr von außen funktionieren, sowie eine möglichst effektive Verwertung bzw Entsorgung der entstehenden Rückstände ermöglichen. Unter diesen strikten Vorschriften der Gates Foundation arbeiten derzeit acht Forschergruppen an der Neuerfindung der Toilette.
Eine der Ideen für eine potentielle Zukunftstoilette kommt von der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz. Das Team tüftelt an einem Prototypen, der mithilfe eines Membranfilters Urin und Feststoffe unverzüglich nach dem Geschäft trennt, um dann die flüssigen Bestandteile im weiteren Prozess soweit aufbereiten zu können, dass sie von dem Nutzer sogar zum Händewaschen genutzt werden können. Die festen Bestandteile hingegen sollen als Dünger genutzt werden. Das Problem der Stromversorgung wollen die Schweizer durch eine über das Gewicht des Benutzers gesteuerte Pumpe lösen, die das Wasser in einen über der Toilette befindlichen Speicher befördert. Alle weiteren Rückstände sollen dann zum Beispiel in auf Fahrrädern angebrachten Tanks zu zentralen Aufbereitungsanlagen befördert werden.
Doch die Konkurrenz schläft nicht: Der Zukunfts- Lokus des britische Teams Water Engineering and Development Centre der Universität Loughborough liefert nicht nur nutzbares Wasser, sondern auch noch wertvolles Brennmaterial. Innerhalb von Sekunden wollen die Forscher mit Hilfe hydrothermaler Karbonisierung jene Vorgänge nachbilden, die nach Millionen von Jahren auf der Erde zur Bildung von Braunkohle geführt haben. Die großen Mengen an Energie, die für das in einem Druckgefäß ablaufende Verfahren notwendig sind planen die Briten durch die Verbrennung der Exkremente zu erzeugen.
Doch diese Ideen werden zumindestens in ihrer Komplexität von dem Konzept der niederländischen Uni-Forschungsgruppe hochhaus übertroffen. Die wollen die Exkremente mit Hilfe von Mikrowellen zu Plasma erhitzen, um das dabei entstehende Synthese- Gas zur Betreibung einer Hochtemperatur Brennstoffzelle zu nutzen. Der Toilettengang würde somit Elektrizität erzeugen.
Für die Umsetzung all dieser visionären Gedanken will die Stiftung mehr als 40 Millionen Dollar in den Wettstreit investieren. Ob schlussendlich all diese Ideen funktionieren steht natürlich noch nicht fest und wird sich erst anhand von diversen Tests und Versuchen zeigen müssen. Doch unabhängig davon, ob die derzeitigen Konzepte der Wettbewerber aufgehen, müssen sie bereits im August nächsten Jahres ihren fertiggestellten Prototypen des Donnerbalkens 2.0 vorstellen. Dann will sich die Gates- Stiftung entscheiden, welches der Modelle serienreif gemacht und in den betroffenen Ländern installiert werden soll.
Faszinierend was für innovative Ansätze entwickelt werden können, wenn der Anreitz hoch genug ist. Selbst wenn nur einer der hier vorgestellten Entwürfe eines Donnerbalkens 2.0 wirklich effizient funktioniert könnte das einiges verändern. Wenn allerdings die Stromproduktion der niederländischen Forschungsgruppe effizient funktionieren sollte wäre dieses Konzept, etwas abgewandelt, sogar für Industrienationen interessant. Wieviel Strom könnte wohl eine ganze Nation einer Konsumgesellschaft mit ihrer „Scheiße“ Produzieren?