Im Wissen darum, dass grosse Windkraftanlagen zur Energiegewinnung bei ihren immer grösser werdenden Dimensionen in verschiedenen Bereichen an Grenzen stossen, entstand im Rahmen einer Diskussion zwischen Karl Bahnmüller und Patrick Richter die Idee für ein alternatives, vertikal und langsam drehendes Antriebsprinzip.
Nach der Idee zum neuen Antrieb starteten im Januar 2006 auf privater Basis die ersten Versuche. Hierfür wurden funktionstüchtige Modelle (diverse Varianten) in einem zuerst kleineren, später grösseren, eigens dafür errichteten Windkanal verschiedenen Tests und Messungen unterzogen. Es wurden reproduzierbare Vergleichstests mit herkömmlichen horizontalen 3-Blattrotoren und Leistungsmessungen durchgeführt. Es zeigte sich schnell, dass das neue Antriebsprinzip eine hohe Leistungsausbeute hat. Bei den Messungen hat sich gezeigt, dass aufgrund der anderen Bauweise Ihre Turbine auf dem gleichen Platz, der für das Aufstellen eines herkömmlichen Windrades benötigt wird, bis zum doppelten an Leistung installiert werden kann.
Parallel zu den Versuchen fand ein Studium der technischen Grundlagen und der Entwicklung von grossen Windkraftanlagen und Windprojekten der letzten 20 Jahre statt. Diese Arbeiten und Versuche führten zu einer laufenden Weiterentwicklung Ihrer so genannten „AGILE-Turbine„, bis letztendlich die Patentanmeldung erfolgte. Im Rahmen der Auseinandersetzung mit der Materie entstanden auch Konzepte für eine verbesserte Energiewandlung und eine damit verbundene Speicherung der Energie (Hybridsystem von Direkteinspeisung und Energiespeicherung in Form von Druckluft im Primärkreislauf). Diese Konzepte wurden jedoch zweitrangig behandelt. Es fanden lediglich einzelne Versuche statt, welche die Basis für eine mögliche spätere Weiterentwicklung bilden. 2008 und 2009 wurde ein einfaches Modell (Höhe und Durchmesser ca. 3 Meter) der AGILE-Windkraftturbine im Windkanal der RUAG Aerospace in Emmen getestet. Die Versuche und Messungen haben gezeigt, dass das von der Anlage erwartete hohe Leistungsvermögen im Realbetrieb erzielt werden kann.
Am 1. März 2010 wurde nach rund 6’000 privaten Arbeitsstunden das Unternehmen Agile Wind Power AG gegründet und die Unternehmensprozesse definiert, um mit einem Ingenieurteam eine erste voll funktionstüchtige Prototypenanlage entwickeln und konstruieren zu können. Dazu gehört auch die Berücksichtigung aller zertifizierungsrelevanten Aspekte, weshalb bereits entsprechende Gespräche mit einer Zertifizierungsgesellschaft geführt wurden. Weiter fanden erste Versuche bezüglich der Energiewandlung bzw. -speicherung statt, um Erkenntnisse für deren Konzeption zu gewinnen. Ein externes Ingenieurbüro berechnete statische und dynamische Betriebslasten. Somit wurde die Idee und das Konzept in den letzten fünf Jahren mit dem neuesten Stand der Technik ingenieurmässig überprüft und optimiert.
In den letzten Monaten wurde vom Team der Agile Wind Power AG eine erste voll funktionsfähige Prototypenanlage konstruiert, deren Pläne fertig detailliert sind.
Eine erste Zelle der Prototypenturbine konnte mit der Unterstützung durch den Klimafonds der Stadtwerke Winterthur bereits angefertigt werden. Damit wurden am Standort des Militärflugplatzes Dübendorf Funktionstests und Leistungsmessungen durchgeführt. Hierfür wurde die Turbine auf einem Lastwagen montiert, um sie durch den Fahrtwind anzutreiben. Für die Durchführung dieser Messungen hatte das BfE einen Unterstützungsbeitrag zur Verfügung gestellt.
Es wurden bisher insgesamt rund 15’000 Arbeitsstunden geleistet. Zusammen mit weiteren Investitionen ergibt dies Aufwendungen, die einem Wert von insgesamt rund CHF 2.5 Mio entsprechen. Alle bisher getätigten Investitionen wurden mit Eigenkapital und den erwähnten Förderbeiträgen finanziert. Das Eigenkapital stammt vollständig aus Eigenmitteln der Aktionäre.
Letztendlich ist es das Ziel mit der AGILE-Windkraftanlage die Serienreife erreichen und diese kommerzialisieren zu können. Zur Minimierung der Projektrisiken erfolgt die Entwicklung in drei Phasen mit jeweils mehreren Etappen.
Die erste Phase beinhaltet die Realisierung der Prototypenanlage A4-H (wichtigstes Teilprojekt).
Im Rahmen der zweiten Phase erfolgt die Entwicklung der A12-Anlage bis zur Marktreife mit dazugehöriger Pilotanlage, Industrialisierung und Zertifizierung. Die Entwicklung des Energiespeichers ist noch nicht Bestandteil der Phasen I + II des Projekts. Die Prototypenanlage A4-H wird lediglich für diese Weiterentwicklung vorbereitet.
Mit dem Markteintritt der AGILE-Windkraftanlage A12 beginnt die Weiterentwicklung, insbesondere die Entwicklung des optionalen Energiespeichers und die Entwicklung grösserer Anlagen A18, A24, A30, … (die Modellbezeichnung gibt den Durchmesser der Turbine an).
Für die Entwicklung des Energiespeichers steht unter anderem die bis dann bereits realisierte Prototypenanlage A4-H zur Verfügung, welche diesbezüglich vorbereitet ist. Dabei soll verfügbare Technologie eingekauft und in Bezug auf die Anwendung angepasst und nicht selber entwickelt werden.
An der Preisverleihung des Heuberger Winterthur Jungunternehmerpreises vom 2. Dezember 2011 wurden die drei Siegerprojekte bekannt gegeben – dazu gehört auch unser Projekt zur Entwicklung der AGILE-Windkraftanlage.