Naturbelassene lose Holzwolle ist seit zirka 1840 und bis heute der weltweit vielseitigst einsetzbare Holzwerkstoff.
Gestern, am 1. Oktober 2012 begann die erste 14-monatige Phase des Projektes «Entwicklung von naturbelassener Holzwolle im Grundbau und in der Sediment Control». Diese vom Eidgenössischen Fonds zur Förderung der Wald- und Holzforschung unterstützte Studie soll klären, ob Holzwolle aus Laubholz – wie in den USA seit mehr als 100 Jahren mit Erfolg praktiziert – auch in der Schweiz zur Lösung von anspruchsvollen Bodenschutz- und Meliorationsprojekten verwendet werden kann. Hauptziel ist es, für die einheimische Ressource Laubholz neben der traditionellen Verwendung im Hochbau und Möbelbau sowie zur Energieerzeugung neue, nachhaltige Absatzmöglichkeiten zu erschliessen. An der Studie sind unter Federführung der Lindner Suisse GmbH in Wattwil, das Landwirtschaftsamt des Kanton St. Gallen, das Bauunternehmen E. Weber AG in Wattwil sowie die Lignum – Holzkette St. Gallen beteiligt.
Seit Jahren bestehen bei der Vermarktung von einheimischem Laubholz – insbesondere von Buchenholz – Absatzprobleme. Trotz vielseitiger Bemühungen aller interessierten Kreise und vom Bund initiierten Förderungsprogramme haben diese Massnahmen die angestrebten Ziele noch nicht erreicht.
Bei der Suche nach neuen Absatzmöglichkeiten für Laubholz konzentriert man sich in der Schweiz vorab auf den Hochbau sowie auf die Nutzung zur Energiegewinnung. Andere, im Ausland seit Jahrzehnten erfolgreich genutzte Verwendungsarten, in denen die einzigartigen Eigenschaften der nachwachsenden und naturbelassenen Ressource «Laubholz» zu überzeugenden Problemlösungen beitragen, werden in der Schweiz überraschenderweise vernachlässigt. Dazu gehört nicht zuletzt auch die Holzwolle. In den USA wird Holzwolle aus Laubholz seit den 1880er Jahren auch in den Bereichen «land improvement» und «erosion and sediment control» im grossen Stil eingesetzt, heute primär in Form von sogenannten «blankets» [Vliese oder Matten]. In den herstellerunabhängigen Labortests und Praxisversuchen mit alternativen Produkten aus anderen pflanzlichen Fasern – wie beispielsweise Stroh, Bambus oder Kokos – erweist sich die Holzwolle in der Regel als beste Lösung.
Die für «land improvement» und «erosion and sediment control» zuständigen Behörden in den einzelnen US-Bundesstaaten und die Hersteller der Produkte können auf das über Jahrzehnte erarbeitete Wissen und die Forschungsaktivitäten vieler Universitäten bauen. Dieses in den USA umfassend dokumentierte Know-how und dessen systematische praktische Nutzung soll die solide Basis dieses Forschungsprojektes bilden.
Dabei werden primär folgende Resultate erwartet:
– Erkenntnisse über die Machbarbeit von naturbelassener Holzwolle aus einheimischem Laubholz in Form von Matten für den Einsatz im Grundbau und in der Sediment Control.
– Aufzeigen der Produktqualität der Holzwolle aus Laubholz aufgrund von klar definierten und dokumentierten Produktionsversuchen.
– Aufzeigen der Marktchancen und des quantifizierten Marktpotenzials.
Dem Projektteam gehören u.a. an:
– Thomas Wildberger, Geschäftsführer Lindner Suisse GmbH [Projektleiter]
– Dr. Kurt Hollenstein, dipl. Ing. ETH/SIA, Landwirtschaftsamt des Kanton St.
Gallen, Abteilung Melioration
– Ueli Weber, dipl. Ing. FH, Geschäftsführer E. Weber AG
– Heinz Wittenwiler, E. Weber AG, Spartenleiter Strassenbau
– Erwin Rebmann, Geschäftsführer Lignum – Holzkette St. Gallen
Werkstoff Holzwolle
Naturbelassene lose Holzwolle ist seit zirka 1840 und bis heute der weltweit vielseitigst einsetzbare Holzwerkstoff. Er besteht aus feinen und bis zu 500 mm langen, elastischen, holzsplitterfreien, quasi staubfreien losen Holzwollefäden.
Diese werden in der Schweiz aus entrindeten und – je nach Verwendung – bis auf 13% Holzfeuchte luftgetrockneten einheimischen Laub- und Nadelhölzern der höchsten Qualitätsklassen [nach FSC und PEFC zertifiziert] hergestellt. Eingesetzt wird die Holzwolle als Füll-, Stopf-, Polster-, Dämm-, Isolations- und Filtermaterial in fast allen Wirtschaftszweigen für anspruchsvolle Problemlösungen und Produkte, aber auch in der Tierhygiene sowie für die Verpackung empfindlicher Produkte und Lebensmittel. In der Schweiz wird die Holzwolle nach dem am 1. Juni 2011 inkraftgesetzten «Schweizer Holzwolle Standard» produziert. Das weltweit einzigartige Zerspanungssystem Lindner gewährleistet eine stets gleichbleibend hohe, holzsplitterfreie Qualität.