Der Reanimationsautomat REAX von Lars Imhof aus Wädenswil und Marc Binder aus Baldigen hat beim internationalen Finale des James Dyson Award den starken dritten Platz erreicht. Dabei hat sich REAX weltweit gegen über 500 eingereichte Projekte durchgesetzt. Dank dem Reanimationsgerät erhalten Sanitäter im Ernstfall zusätzlich wertvolle Zeit für die Versorgung der Patienten. Den diesjährigen Studentenpreis hat der bis zu 150 Meter weit schiessbare Rettungsring Longreach von Samuel Adeloju aus Sydney gewonnen.
Die im September 2010 frisch graduierten Industrial Designer Lars Imhof (30) aus Wädenswil und Marc Binder (27) aus Baldingen haben mit dem Reanimationsautomat REAX den dritten Platz beim James Dyson Award erreicht. Zum ersten Mal in der achtjährigen Geschichte des Stu-dentenpreises hat es ein Schweizer Projekt aufs internationale Podest geschafft. Dabei hat sich REAX gegen über 500 Einreichungen weltweit durchgesetzt und ist das bestplatzierte europäi-sche Projekt.
REAX ist im Rahmen der Diplomarbeit von Lars Imhof und Marc Binder an der Fachhochschule Nordwestschweiz, am Institut Industrial Design, entstanden. Die Abschlussarbeit hat die Höchstnote 6 erhalten und zählt zu den besten des Jahrgangs. Auch weil sie sich eines aktuellen Themas annimmt.
Im Kampf um Leben und Tod sind für Sanitäter oft Sekunden entscheidend. Hier leistet der Re-animationsautomat REAX von Lars Imhof (kniend) und Marc Binder einen wichtigen Beitrag.
Denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall) sind die häufigste Todesursache in Industrienationen. In der Schweiz stirbt jährlich jede Dritte Person daran. Diese Erkenntnis hat die beiden Erfinder motiviert, ihre Diplomarbeit im Zeichen der Lebensrettung über einen automatischen Reanimationsvorgang zu schreiben. Das primäre Ziel einer Reanimation ist die Erhaltung der Hirnfunktionen. Dazu muss das Gehirn des Patienten während eines Herzstill-standes mit Sauerstoff versorgt werden. Lars Imhof und Marc Binder haben ein Reanimationsge-rät entwickelt, das auf der Theorie des Thoraxpumpmechanismus basiert. Das Herz spielt bei der Reanimation demnach nur eine untergeordnete Rolle, weil Gefässe wie Lunge oder Leber einen grossen Teil an Blutreserve beinhalten.
REAX komprimiert in regelmässigen Abständen den kompletten Brustkorb und presst das Blut effizienter und gleichmässiger ins Hirn als bei einer manuellen Herzmassage. Die flexible Rü-ckenpartie kann von einer einzelnen Person schnell am Patienten angebracht werden und passt sich dem Oberkörper an. Der Rettungssanitäter ist nicht mehr ausschliesslich mit der Reanima-tion beschäftigt, sondern kann weiterführende Massnahmen ergreifen. Selbst während des Transports in den OP oder bei der Computertomografie läuft die Reanimation weiter. Pneumati-sche Muskeln in der Rückenpartie sorgen für die nötige Kraft und stehen für den zu reanimie-renden Herzmuskel ein. REAX entlastet die Sanitäter bei einer Reanimation physisch und psy-chisch und vermittelt die nötige Sicherheit an der Unfallstelle.
James Dyson sagt zur Schweizer Erfindung: «Ich war beeindruckt, wie Lars und Marc ihre Proto-typen im Designprozess eingesetzt und weiterentwickelt haben. Jeder Schritt brachte sie der Lösung ein Stück näher. Eine würdige Erfindung, die Sanitäter, da bin ich überzeugt, sehr schät-zen werden.»
Lars Imhof und Marc Binder werden im Oktober 2010 im Rahmen eines Workshops den Dyson Hauptsitz in Malmesbury (UK) besuchen. Hierzulande unterstützt sie Dyson in der Kommunika-tion. Zudem hat sich die swiss design association (sda), Partner des James Dyson Award in der Schweiz, spontan dazu bereit erklärt, den Studenten als Anerkennung für ihre Leistung eine Jungmitgliedschaft zu sponsern.
Bazooka-Rettungsring gewinnt James Dyson Award
Der 24-jährige Industrial Designer Samuel Adeloju aus Sydney hat mit der Idee eines ver-schiessbaren Rettungsringes den internationalen James Dyson Award 2010 gewonnen. Seine Erfindung Longreach wurde im Finale vom englischen Erfinder James Dyson zum Siegerprojekt erkoren. Die Idee besticht durch ihre Funktionalität: Eine granatwerferähnliche Vorrichtung schiesst einen Rettungsring bis zu 150 Meter weit. Bei der Berührung mit Wasser dehnt sich dann das Ringprojektil sofort aus. Eine sinnvolle Erfindung, denn gemäss Blausand.de ertrinken jedes Jahr über 20 000 Menschen in Europa. In der Schweiz kommen dem Roten Kreuz zufolge jährlich rund 50 Menschen im Wasser ums Leben.
Longreach von Samuel Adeloju sieht aus wie eine Schusswaffe, rettet aber Ertrinkenden mit einem sich selbst aufblasenden Rettungsringprojektil das Leben.
James Dyson sagt zum Siegerprojekt: «Longreach ist eine intelligente Lösung für ein sehr prä-sentes Problem. Die Funktionalität eines Produktes ist entscheidend, wenn es um das Retten von Leben geht.»
Samuel Adeloju gewinnt eine Siegerprämie von 10 000 Pfund. Seine Fakultät, die Universität von New South Wales, erhält ebenfalls 10 000 Pfund. Samuel Adeloju wird zudem zu einem Work-shop bei der Dyson Forschung und Entwicklung in Malmesbury eingeladen.
Die Idee zu Longreach kam dem smarten Tüftler in der Rekrutenschule, wo er mit Granatwer-fern hantieren musste. Dazu sagt Adeloju: «Nachdem ich die Antriebstechnik von Granatwerfern verstanden hatte, machte ich mich an die Arbeit, eine Chemikalie zu finden, die sich im Wasser in 15 Sekunden ausdehnt. Nach vier Monaten Testen hatte ich das Konzept von Longreach entwi-ckelt. Der Gewinn des James Dyson Award ermöglicht es mir jetzt, einen Prototypen zu entwi-ckeln und mit Tests fortzufahren.»
Zweiter Platz für Rettungsboot mit automatischer Wasseraufbereitung
Kimberley Hoffman, 29, von der Academy of Art University in Kalifornien hat mit ihrer Erfin-dung SeaKettle eine Hilfe für Menschen in Seenot konzipiert. Die innovative Wasserrettungskap-sel nutzt das Sonnenlicht, um Wasser zu destillieren, und ermöglicht so in Seenot geratenen Per-sonen das wochenlange Überleben im Rettungsboot auf dem Meer. Kimberley bezog ihre Inspi-ration aus Geschichten von gestrandeten Menschen, die zwar das Unglück überlebten, dann aber verdurstet sind. Kimberley Hoffman hat mit SeaKettle einen Weg gefunden, Menschenleben zu retten, und so verdient den zweiten Platz beim James Dyson Award erreicht.
Das Rettungsboot Sea Kettle von Kimberley Hoffman erzeugt selber Trinkwasser für Personen in Seenot.
Über den James Dyson Award
Beim James Dyson Award können Studierende weltweit ihre Projekte auf der Internetplattform www.jamesdysonaward.org anmelden. Dort präsentieren die Teilnehmenden die Erfindungen mittels Video-, Bild- und Textdateien. Auf der Seite können Interessierte auch jederzeit die weltweit eingereichten Projekte einsehen. Es werden jeweils ein nationaler Gewinner und bis zu zehn Finalisten aus den Teilnehmerländern für das internationale Finale bestimmt. Im Finale bestimmt eine internationale Jury bis zu 15 Projekte, die dann James Dyson für den endgültigen Entscheid (Plätze eins bis drei) vorgelegt werden.
In der Schweiz ist der achte James Dyson Award in Zusammenarbeit mit der swiss design association (sda) verliehen worden. Am 14. Juli 2010 hat die nationale Jury aus 33 eingereichten Schweizer Projekten aus den Bereichen Industrie- und Produktdesign das beste nationale Projekt (Innenraumkomposter von Liliane Funke aus Thun) ermittelt und zehn Projekte für das internationale Finale weitergereicht. Die Schweizer Jury setzte sich zusammen aus Urs Honegger (Redaktor «Hochparterre»), Nicole Kind (Leiterin Industrial Design an der Zürcher Hochschule der Künste), Prof. Gregor Naef (Präsident der swiss design association, Dozent an der Fachhoch-schule Nordwestschweiz) und Peter Schweizer (Geschäftsführer Methosys GmbH).
Der James Dyson Award wird international durch die James Dyson Foundation verliehen, die damit innovative Studenten weltweit unterstützt. Der Award ist die Chance für junge Designer und Designerinnen, auf nationaler und internationaler Ebene entdeckt zu werden und erste Er-fahrungen im Wettbewerbsgeschäft zu sammeln.
Youtube-Filme zum internationalen Finale des James Dyson Award 2010:
3. Platz, REAX aus der Schweiz und dazu das Video.
1. Platz, Longreach
2. Platz, SeaKettle